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Bassolution: Basslab L-Bow im Test

Der L-bow ist kein gewöhnlicher E-Bass! Um das zu sehen, muss man kein Bass-Profi sein. Allerdings hat er nicht nur äußerlich einiges zu bieten...

Er ist gelb, er ist ungewöhnlich und er klingt phänomenal: Der L-Bow ist ein besonderer E-Bass, das sieht man auf den ersten Blick. Mit seinem langen Resonanz-Bogen, welcher Kopfplatte und Korpus miteinander verbindet, ist er mit Sicherheit ein Blickfang auf jeder Bühne.
Hat man ihn in der Hand, kommt die nächste Überraschung: Der Bass wiegt mit den beiden schweren RC-Tonabnehmen weniger als drei Kilo, ist aus einem Stück und enthält nicht ein Gramm Holz.

Gebaut wird er von der Kasseler Firma Basslab, welche von Mastermind Heiko Höpfinger gegründet wurde. Das Material ist eine neue Legierung. Sie enthält unter anderem Karbon, was dem Instrument eine hohe Stabilität verleiht und es unempfindlich gegenüber Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit macht. Genaueres über die Herstellung konnten wir Heiko aber aus Wettbewerbs-Gründen leider nicht entlocken (siehe Interview).

Allgemein
Bässe aus Kunsstoff - das ist grundsätzlich erstmal keine so bahnbrechend neue Erfindung. Bereits in den 80ern wurden (hauptsächlich von der Firma Steinberger) bereits Bässe auf Graphit-Basis entwickelt. Wegen der Materialbeschaffenheit waren diese Instrumente nahezu unverwüstlich, hatten aber einen sehr kalten und harten Klang.
Hier geht Basslab einen Schritt weiter:
Der L-Bow besteht aus einem von Diplom Physiker Heiko Höpfinger entwickelten Material, welches er Tuneable Composite getauft hat. Korpus und Hals bestehen komplett aus einem Guss und sind innen hohl; die Wand ist nur wenige Millimeter dick. Diesem Umstand hat es der L-Bow zu verdanken, dass er extrem leicht und angenehm zu tragen ist.

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Der L-Bow von Heiko Höpfinger besticht nicht nur durch eine außergewöhnliche Form
 


Mechanik
Der L-Bow ist zwar kein Headless-Bass, hat die Stimm-Mechaniken aber trotzdem am unteren Ende des Korpus. Der Bass ist sehr stimmstabil, was nicht zuletzt auf das Material zurückzuführen ist, welches sich auch bei höheren Temperatur-Schwankungen kaum verzieht.
Sowohl der Steg, als auch die Mechaniken sind von der Firma ABM, die sich auch bei diversen anderen Herstellern schon etabliert hat und keine Mankos erkennen lässt.

Elektronik
Die Elektronik, welche ebenso von Heiko Höpfinger himself entworfen wurde, besteht aus zwei Volumen-Reglern, einem Doppel-Poti für Treble und Bass (mit dem man auch die Aktiv-Eletrkonik abschalten kann), sowie zwei Reglern für die Parametrischen Mitten. Einer der Volumen-Regler ist als Push/Pull-Poti ausgelegt, womit sich der Bass muten lässt - ein mitunter sehr praktisches Feature, welches ermöglicht, dass man in Spielpausen nicht erst groß an den Potis rumdrehen muss. Leider wird beim Mute allerdings die Elektronik nicht von der Stromversorgung getrennt, was laut Basslab aus technischen Gründen nicht ohne Knackser möglich wäre.
Ansonsten lässt die Elektronik eigentlich keine Wünsche mehr offen. Der Sound ist sehr ausgewogen und rauscharm. Bemerkenswert ist auch noch, dass die Klangregelung in allen Regler-Positionen einen sehr guten Klang bietet. Es ist ein breites Spektrum von warmen "analogen" Sounds á la Fender bis zu knackigem Slap-Sound alles möglich, ohne dabei alzu extreme Anhebeungen bzw Absenkungen zuzulassen, was bei vielen Gitarren ein Problem darstellt. Wenn man dort den Höhenregler hochzieht, bekommt man oft einen klirrenden, beißenden Sound.
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Die Klangregler mit Mute-Poti und parametrischen Mitten. Deutlich zu sehen hier auch die Batterie-LED über den Tonabnehmern.
 

Sehr praktisch ist auch eine LED, die zwischen Hals und Pickups unter den Saiten angebracht wurde. Diese fängt zu blinken an, wenn der Akku bzw. die Batterie sich dem Ende neigt. Ist dies der Fall, gibt es keinen Grund zur Panik, da die Kapazität noch für ca. zwei Stunden Saitensiel ausreicht - damit sollte man den Gig also ohne Probleme noch überstehen können. Zudem ist das Batteriefach als sehr praktisches Klappfach ausgelegt, so dass man selbst unter Gigverhältnissen den 9V-Block gut und sicher austauschen kann.

Handling
Das geringe Gewicht ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig; das Gefühl, einen hohlen Hals in der Hand zu haben ist etwas seltsam. Hat man aber die ersten Minuten hinter sich, will man nie wieder was anderes. Man merkt, dass sich hier wirklich jemand Gedanken um Ergonomie und Tragekomfort gemacht hat und nicht nur einfach ein spaciger Korpus entwickelt wurde. Unverkennbar war hier ein Gitarrenspieler mit am Werk: Der Korpus wurde alles andere als praxisfern designed: Die Gitarre ist sehr gut ausbalanciert und liegt angenehm am Körper an; der Resonanzbogen stört nicht im geringsten beim Spiel, wie man vielleicht zuerst vermuten mag. Auch Leute, die zum Spielen oft auf's Griffbrett schielen müssen, sollten hier keine Probleme bekommen, da der Bogen im Verhältnis zum Hals etwas in Körperrichtung versetzt ist. Einzig der erste Bund ist für Spieler die nicht bundrein greifen (also eher zwischen zwei Bünden spielen) etwas schwer zu erreichen, da die Rückführung des Resonanzbogens ein Stück in den Bund hinein ragt.
Die Saitenabstände sind mit 18mm relativ großzügig gewählt und auch der Hals ist mit seinen 24 Bünden (plus Null- und Slapbund) recht dick. Das ganze ist aber eher Geschmackssache - ich für meinen Teil habe dies als recht angenehm empfunden. Allerdings ist man laut Heiko Höpfinger hier auch sehr flexibel in der Fertigung und kann durchaus auf individuelle Wünsche eingehen.

Sound
Durch den Hohlkorpus merkt man schon beim ersten Antesten "unplugged", dass der Bass auch unverstärkt bereits relativ laut ist und akkustisch recht amtlich klingt (soweit das bei einem E-Bass möglich ist). Dies ist grundätzlich ein Indiz für Qualität. Jeder Techniker weiss: Was akkustisch schon gut klingt, wird abgenommen nicht schlechter klingen, wogegen es viel schwieriger ist, akkustisch schlechten Sound durch Elektronik wieder hinzubiegen.

Ansonsten hat der L-Bow ein angenehm schnelles und sensibles Ansprechverhalten, woraus natürlich auch resultiert, dass der Bass entsprechend empfindlich auf jede Berührung der Saiten reagiert und man so zu sauberem Spiel gezwungen wird. Dies tut der Sache aber keinen Abbruch, da Bässe dieser Preisklasse wohl eher weniger Anfänger als Zielgruppe haben. Der Bass hört sich für einen Kunststoffkorpus sehr warm an, ohne dabei zu dumpf zu klingen. Die Höhen sind extrem knackig und detailreich, was durch den hohen Attack noch verstärkt wird - gerade Slap-Fans werden hier auf ihre Kosten kommen - und das, obwohl der L-Bow kein typischer Slap-Bass ist.
Die beiden Tonabnehmer von Rough-Crystal - was alleine schon für Qualität steht - bieten hohe Übertragungs-Qualität und sind realtiv Rausch- und Nebengeräusch-arm.
Der L-Bow hat einen recht individuellen, aber sehr flexiblen Sound, der sich auch in Bezug auf Wärme und Klangvolumen vor keinem Holzbass verstecken muss. Der Hauptunterschied zum Holz besteht darin, dass der Klang über das gesamte Griffbrett und alle Saiten relativ gleichmäßig und konstant bleibt; auch in hohen Lagen klingt der Bass noch voll und voluminös.
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Funktionalität, guter Klang und ausgefallenes Design: Der L-Bow von Basslab
 


Fazit
Der L-Bow ist ein Allrounder. Er hat einen individuellen Sound und steht normalen Holz-Bässen in nichts nach, da er im Gegensatz zu Graphit-Konstruktionen wesentlich wärmer klingt. Die markanten Höhen und das schnelle Ansprechverhalten machen ihn auch auch zum guten Slap-Bass. Elektronik und Mechanik sind von höchster Qualität und die Verarbeitung lässt keine Wünsche offen. Wer sich nicht scheut, fast 3000 Euro für einen Bass auszugeben, dem kann man den L-Bow uneingeschränkt empfehlen - er ist auf jeden Fall sein Geld wert. Dazu kommt noch eine mehr als ansprechende Optik, die auf jedem Gig dafür sorgt, dass der Bass zum Blickfänger wird. Wem das Design zu extrem ist, dem sei der Basslab "The Soul" (hier klicken für weitere Infos) empfohlen, der optisch einem Fender Jazz-Bass nachempfunden ist, bei dem aber das gleiche Produktionsverfahren verwendet wurde und somit wahrscheinlich klanglich ähnliche Qualitäten aufweisen dürfte.

Fazit: Haben wollen!!!




Interview mit Heiko Höpfinger:
2sound.de: Wie bist Du auf die Idee gekommen, Bässe zu bauen?

Heiko: Ich war nie sehr glücklich mit dem, was es an Bass-Gitarren auf dem Markt gab. Endstufen und Verstärker wurden in den letzten Jahren beständig weiterentwickelt, bei Gitarren war die Entwicklung hingegen so gut wie stehen geblieben; grundlegend neue Techniken hat es in der nahen Vergangenheit kaum gegeben.

2sound.de: Was war Dein Hauptanliegen beim Designen des L-Bows?

Heiko: Der L-Bow war das erste Modell, das entworfen wurde. Ich wollte einmal von der anderen Seite an die Produktion herangehen. Ich habe mir die Frage gestellt: Wie muss ein Korpus rein theoretisch beschaffen sein, um einen optimalen Sound zu bekommen und die Resonanzräume möglichst gut auszunutzen? So ist der L-Bow entstanden. Der markante Bogen ist nicht dazu geschaffen, ein möglichst futuristisches Design zu vermarkten, sondern um einen größeren Tiefton- Anteil und eine tieferen Cut-Off-Frequenz zu ermöglichen. Abgrundtiefe, weiche und kraftvolle Bässe sind das Resultat.

2sound.de: Was kannst Du uns über das Herstellungsverfahren sagen?

Heiko: Nicht viel. Das Material - wir nennen es Tuneable Composite - basiert auf der Grundlage von Karbon, enthält aber noch einige geheime Komponenten.

2sound.de: *grinst* ...Bier + Cola + X...?

Heiko: So ähnlich, viele bekannte Gitarren-Hersteller sind erpicht darauf, das Produktionssverfahren kennenzulernen, weswegen ich keine genauren Angaben darüber machen kann. Nur soweit: Grundsätzlich wird ein Instrument von Innen nach außen aufgebaut... - mehr verrate ich aber nicht :-).

2sound.de: Machst Du selber noch aktiv Musik?

Heiko: Richtig professionell nur noch wenig - da bleibt einfach nicht die Zeit. Zur Zeit haben wir sehr viele Bestellungen und kommen mit der Produktion kaum nach. Ich spiele aber hin und wieder auf Sessions oder zu Hause und natürlich zwischendurch auf den Gitarren, die wir gerade da haben.

2sound.de: Die Form der Bässe ist nicht gerade gewöhnlich - ist es auch möglich, eigene Ideen in die Konstruktion eines Instruments mit einfließen zu lassen?

Heiko: Ja, mit dem Verfahren können wir bis zu einem gewissen Grad alle Formen realisieren. Wir haben auch schon mehrere Custom-Modelle nach Musiker-Wünschen gebaut.
Grundsätzlich ist der Shape des L-Bows aber kein Zufall, sondern entstand aus rein physikalischen Überlegungen, um den Klang möglichst ideal zu formen. Entfernt man sich also von der Ursprungsform, besteht auch die Gefahr, dass sich die Resonanzräume verlagern und ein Teil der Klangqualität verloren geht. Wir beraten gerne beim Bau eines individuellen Instruments - letztlich ist es aber eine Preisfrage, da die Herstellung von Customs um einiges aufwendiger ist.

2sound.de: Vielen Dank für das Interview.




Bewertung: Basslab L-Bow
Preis/Leistung: 07/10
Sound: 10/10
Spielbarkeit: 09/10
Technik: 10/10
Konzept: 10/10
Gesamt: 09/10
positiv- Design
- flexibler und warmer Sound
- gute Mechanik und Elektronik
negativ - Preis
Hersteller: Basslab
UVP: 2950 € (inkl. Gigbag)


Autor: Daniel Remmel




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